Polnische Krippe in Hamburg

Polnische Krippen in Hamburg würden sich positiv auf die Zweisprachigkeit von Kindern auswirken.

Gibt es eine polnische Krippe in Hamburg?

Als Krippe (Kinderkrippe) verstehen wir sowohl Hamburger Tageseinrichtungen für Kinder ab dem Alter von ungefähr einem Jahr bis sie reif für die Elementargruppe sind (meistens im Alter von ca. 3 Jahren) als auch den Krippenbereich einer Kita (Kindertagesstätte). Leider gibt es in Hamburg zurzeit keine polnischen Kinderkrippen oder Kitas für Kleinkinder, also solche, wo die Betreuung auf Polnisch und Deutsch angeboten würde. Als Verein zur Förderung der deutsch-polnischen Zweisprachigkeit verfolgen wir seit der Gründung unserer Organisation fortlaufend die Situation in unserer Stadt.

In Hamburg steht jedem Kind ab dem ersten Lebensjahr zu, sich kostenlos bis zu 5 Stunden in der Kinderkrippe/ im Kindergarten (inklusive Mittagessen) aufzuhalten und trotzdem entstand keine einzige öffentliche oder private Einrichtung, in der Kinder auch auf Polnisch betreut werden. Deshalb ermöglichen wir Kindern in unseren kostenlosen Kursen Smyki das Treffen mit Gleichaltrigen (Kinder von 0-3 Jahren) polnischer Herkunft. Wir setzen uns aus Personen zusammen, die sich mit bilingualer Erziehung befassen. Die wissenschaftliche Forschung hebt immer wieder hervor, dass Kinder ihre ethnische Sprache (in diesem Fall Polnisch) nicht nur „von selbst aus“ und durch den Kontakt mit den Eltern lernen, sondern dass das Lernen durch das Spielen, Singen und durch andere Formen der kognitiven Frühentwicklung sehr bedeutend ist, ähnlich wie bei dem Erwerb einer Zweit- oder Fremdsprache. Eines der vielen Ziele des Projektes Smyki ist die Nutzung der Artikulationsgestik, welche Wörter in Silben und Konsonanten visualisiert. Die Kinder ahmen die Gesten spontan nach und es gelingt ihnen, die Bewegungs-, Hör- und Sehinformationen zu integrieren und sich die Artikulationsart und den Artikulationsort bewusst zu machen. Auch verhelfen die Übungen, die Lernprozesse zu beschleunigen, indem sie auf das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit Einfluss nehmen. Das Nachahmen bildet neuronale Vernetzungen zwischen dem Seh- und dem Bewegungszentrum der Großhirnrinde und erleichtert das Sprachenlernen.


Gibt es in Hamburg Krippen mit polnischsprachigen BetreuerInnen?

Eine weitere Alternative für polnische Krippen sehen viele darin, eine Einrichtung zu finden in der polnischsprachige BetreuerInnen arbeiten. In der Stadt Hamburg gibt es viele solcher Krippen, da Polen hier die zweitgrößte Migrantengruppe bilden. Die Stadt Hamburg führt leider keine Liste mit den Sprachkenntnissen der BetreuerInnen, sodass man bei der Suche auf sich gestellt ist. Ein großer Teil der polnischsprachigen BetreuerInnen bilden die zweite oder sogar die dritte Generation in Deutschland und verfügt nicht mehr über einen großen polnischen Wortschatz (teilweise, weil sie keine Chancen auf zweisprachige Bildung hatten, oder weil die zu Hause gesprochene Sprache die Landessprache, also Deutsch war). Oder aber die erste Generation lebt schon so lange in Deutschland, dass sie ihre Herkunftssprache an die Umgebungssprache angepasst hat. So kann die polnische Sprache, die von polnischsprachigen Betreuern in deutschen Krippen gesprochen wird, stilistisch, lexikalisch und grammatikalisch lückenhaft oder fehlerhaft sein. Dies wirkt sich bereits im frühkindlichen Alter stark auf die Sprachentwicklung aus und könnte ein Grund dafür sein, weshalb Hamburg keine Listen mit kompetenten, polnischsprachigen Betreuern führt und lediglich Zertifikate der BetreuerInnen für Deutschkenntnisse für die Arbeit im Kindergarten verlangt.


Wie findet man eine polnischsprachige Tagesmutter in Hamburg?

Eine ausgebildete Erzieherin oder Betreuerin, die Polnisch spricht (Tagesmutter), ist eine Alternative für eine polnische Krippe. Sie betreut Krippen- und Kindergartenkinder in Gruppen bis zu 5 Kindern, was ein kleineres Äquivalent zu den Kindertageseinrichtungen mit ihren spezialisierten ErzieherInnen-Teams und großen Kindergruppen. Bei der Suche nach einer Tagesmutter/einem Tagesvater kann das Jugendamt helfen. Es verfügt über eine Liste aller BetreuerInnen der Stadt Hamburg, jedoch ist es von den Beamten abhängig, inwieweit den Eltern Hilfe erteilt wird. Offiziell wird die Zweisprachigkeit von der Stadt Hamburg durch das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg gefördert. In solchen Behörden für Bildung arbeiten Menschen, die verstehen, dass Kinder in einer zweisprachigen Umgebung (eine deutschsprachige Umgebung bei polnischsprachiger häuslicher Umgebung, oder zweisprachige Familien - jedes Elternteil spricht eine andere Sprache mit dem Kind (OPOL-Methode)) im Säuglings- und frühen Kleinkindalter das Sprachsystem ähnlich erwerben wie Kinder polnischer Familien, die in Polen aufwachsen, die Entwicklung des Sprachsystems sich aber ab dem Zeitpunkt der ersten gesprochenen Wörter individualisiert. Bereits ab dem ersten Lebensjahr fängt ein zweisprachig aufgewachsenes Kind an zu sprechen, meist indem es Wörter aus offenen Silben formt. Es äußert einzelne Wörter, um etwas konkretes zu kommunizieren, einen Gegenstand oder eine Person zu benennen oder seine Bedürfnisse zu äußern. Meistens kann es schon „Mama“, „Tata“, „Baba“, „pa pa“, „daj“ oder Wortverbindungen wie „Mama daj“ sagen und ahmt die Erwachsenen nach, versteht einfache Wörter und Anweisungen. Ein zweijähriges Kind dagegen wiederholt schon Wörter und einfache Aussagen, versteht Anweisungen und bildet erste Sätze, indem es mindestens zwei Wörter miteinander kombiniert. Bei einem zweisprachigen Kind kann während der Entwicklung der syntaktischen Sprachkompetenzen das sog. Code-Mixing beobachtet werden, also das Vermischen zweier Sprachen (Codes), welche im frühkindlichen Alter von dem Kind noch nicht voneinander unterschieden werden können. Kinder bilden ihre ersten Sätze in zwei unterschiedlichen Sprachsystemen (deutsch und polnisch), ohne sich dessen bewusst zu sein.

Eine polnischsprachige Tagesmutter zu finden hat zudem den Vorteil, dass das Kind mehr Stunden am Tag Kontakt zu seiner Herkunftssprache haben wird. Die Tagesmutter/der Tagesvater weiß aufgrund ihrer Ausbildung und fortlaufenden Weiterbildung, dass sie den Kindern ein grammatikalisches Vorbild sein soll. Die Eltern korrigieren die sprachlichen Fehler der Kinder oftmals nicht, da sie glauben, dies könnte sie entmutigen. Oder aber zwingen sie das Kind, die korrekte Version zu wiederholen. Und ein zweisprachiges Kind hat meistens zu wenig Sprachinformationen, um die Sprachregeln abstrahieren zu können und sollte deshalb ein Feedback zu seinen Fehlern von der Umgebung erhalten. Wie lange das Kind am Tag mit der Sprache in Kontakt ist und in der Sprache kommuniziert, sowie mit wievielen Personen es sich dieser Sprache bedient, sind neben dem Gebrauch der Sprache in unterschiedlichen Situationen wichtige Faktoren für den Spracherfolg beim Polnischlernen. Je mehr Zeit das Kind bei einer polnischsprachigen Tagesmutter/einem polnischsprachigen Tagesvater verbringt, umso stärker entwickelt sich seine Sprachkompetenz. Es sind Unterschiede zu erkennen, wenn man die Sprachkompetenzen mit denen der Kinder vergleicht, die genauso lange in einer deutschsprachigen Krippe betreut wurden. Findet man eine polnischsprachige Tagesmutter/einen polnischsprachigen Tagesvater in Hamburg - sei es über persönliche Kontakte (durch Bekannte und Freunde) oder auch Internetportale (Internetseiten mit Annoncen, wie eBay Kleinanzeigen, Foren, soziale Netzwerke, wie die Facebookseite von WIR, usw.) - kann dies sich positiv auf die Sprachkompetenz des Kindes auswirken.